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BILDWEG



INSTALLATION VON DANIEL AMBÜHL

Zur Herstellung einer siebenfarbigen Originalgrafik
während eines Spazierganges durch Berlins KUNSTMITTEE

17. - 19. MAI 1996




GEDANKEN AUF DEN WEG

Grundthemen des Bildweges sind die Geschichte und die Erinnerung. Im Verlaufe des Spaziergangs werden Bilder von sieben Druckstöcken übereinander geschichtet. Eindrücke der Kupferplatten werden auf dem Papier festgehalten und summieren sich zu einem Ganzen. Ähnliches geschieht in unserer Erinnerung : Eindrücke und Begebenheiten und Begegnungen auf dem Weg schichten sich in uns - wie Bilder der Druckplatten - zu einer Geschichte, zu unserer Geschichte, der Begehung dieses Bildweges. Geschichte meint im Menschen nicht Vergangenes, sondern das, was im Jetzt geschichtet ist. Vergangenheit und Zukunft, Zeit überhaupt, existiert im Empfinden des Menschen nicht als etwas von unserem Heute getrenntes. Wir sind immer im Jetzt, immer gegenwärtig. Selbst wenn wir uns erinnern an vermeintlich Vergangenes, erinnern wir uns immer aus unserem Jetzt, also ist das Vergangene nicht vergangen, sondern Kraft der Erinnerung und unserer Geschichte gegenwärtig.

Vergänglich scheint die Welt vom Standpunkt der Zeitlichkeit aus gemessen. Verständlich scheint die Welt vom Standpunkt des Zeitlosen her betrachtet. Beides sind nicht menschliche Standpunkte. Unser ewiges Jetzt erzählt uns von dieser Welt die Geschichte, daß in ihr nichts verloren geht. Alles sogenannt Vergangene ist gegenwärtig. Alle verstorbenen Menschen, alle verwelkten Blumen leben und alle zerstörten Häuser stehen noch heute. Dies dünkt uns zuweilen unglaubhaft. In unserem Leben legen wir jedoch genau für dieses Unwahrscheinliche Zeugnis ab.

Erinnerung ist die Pflege des geistigen Erbgutes. Diese Erbschaft des Himmels muß mit dem Erbe der Erde in uns verbunden sein, um Frucht zu tragen. Der Bildweg und die Originalgrafik, die bei der Begehung entsteht, ist Widmung an den Glauben und das Vertrauen in die unscheinbare und unergründliche Vollkommenheit dieser Welt.

„ Das Kunstwerk hat einen Wert. Der Wert liegt in seiner Widmung an den Schatz, dem es zugedacht ist. Diese Widmung soll geschützt sein. Eine Versuchung liegt aber auch darin, den Wert eines Kunstwerkes als seinen Schatz zu bezeichnen und um dieses Goldene Kalb zu tanzen. Alles, was ein Mensch erschafft, ist Versuchung . In der Kulturschaft wird er geprüft auf die Wahrhaftigkeit seiner Hingabe."

aus dem Essay „ Kultur und Ort" von Daniel Ambühl und Thomas Primas, enthalten im Textband „Kulturschaft"


VORGANG

Am Ausgangspunkt der Kunstaktion „Bildweg" erhalten Sie Ihr Malset in der Klosterruine: Kontrollieren Sie zunächst den Inhalt Ihres Malsets. Es besteht aus sieben Wachskreiden in den Farben Weiß, Rot, Orange, Gelb, Hellgrün, Grünblau, Blau und einem Blatt Papier. An den Bildsäulen öffnen Sie zunächst jeweils die Haltevorrichtung. Dann legen Sie das Blatt ein und schließen die Haltevorrichtung. Nun reiben Sie mit der zur entsprechenden Säule gehörenden Wachskreide über das Papier, so daß darauf das Sujet der Druckplatte deutlich erscheint. Bei allen Säulen muß das Papier in der selben Ausrichtung eingelegt werden.

DIE SIEBEN STANDORTE DER SÄULEN UND DIE ZUGEHÖRIGEN FARBEN :

WEISSKlosterruine Erreichbar mit U2 Station Klosterstraße
GELBApparat e.V. im 2. Hof, Neue Schönhauser Str. 20
Hackesche Höfe Bei „Artificium", Kunstbuch und Galerie
ROTKunsthaus Tacheles Im Haupteingang Oranienburger Str. 54
GRÜNAuguststraße Im Kinderspielplatz, Höhe Strandbad
BLAUSophienstraße 24 Im Hof vor der Galerie Sophien-Edition
VIOLETTKulturhaus Mitte Service- Büro, Rosenthaler Str. 51


Die Einhaltung dieser Reihenfolge ist wichtig, damit sich die Farben in der geplanten Schichtung mischen. Das Wegstück zwischen Klosterruine und Apparat e.V. kann nötigenfalls mit der U-Bahn zurückgelegt werden. ( U2 Klosterstraße bis Alexanderplatz , U8 bis Weinmeisterstraße). Nehmen sie sich Zeit auf diesem Spaziergang. Der Rundgang führt Sie an einer ganzen Reihe von Galerien und Künstlerateliers vorbei, die während der Dauer des Projektes „ KUNSTMITTE" geöffnet sind. Die Begegnung mit diesen Kulturschaffenden im Herzen Berlins ist eigentliches Anliegen dieser Aktionstage.




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