Seit Beginn ihrer künstlerischen Arbeit interessiert sich Isabelle Copet für Zustände des Schwebens und Fließens. Für das Projekt „Digital Off Shore“ beispielsweise stellte sie elegante weiße Segel her, die sie auf die Wasseroberfläche legte. Ihre fast immateriellen Formen, die sich aus unzählbaren Leerflächen zusammensetzen, erzeugten subtile Motive die durch die Sonne auf den Wassergrund projiziert wurden.
Für die Umsetzung dieser schwebenden Formen verwendet sie nun 2 mm dickes Kautschuk, ein trotz seiner Zähigkeit leichtes und weiches Material, das sie Stück für Stück nach dem Muster von Spitzenstickereien, durchsticht. Die Anfertigung kunstvoller Stickereien ist eine seit dem 15. Jahrhundert tief verwurzelte handwerkliche Tradition in Belgien. Coupet appropriiert diese Tradition mit zeitgenössischen Mitteln und erzeugt so ein künstlerisches interface zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Für ihr Projekt „Diagramme“ werden nun die Muster auf die Seiten eines Kubus übertragen, in den fein ausgearbeitete Details eingestochen werden. Der Kubus erscheint solide und dennoch transparent, luftig und schwebend. Die Motive entstammen hier jedoch nicht mehr belgischen Stickereien sondern den Ornamenten des Kölner Doms. Auch hier vermischt sich zeitgenössische Kunst mit kulturellem Erbe. Das Licht fungiert dabei erneut als entscheidender Akteur des Werkes. Die langen Schatten, die es wirft, offenbaren die graphischen und präzisen Details der Arbeit. Auf dem Boden spiegelt sich in wiederholender und teils sich verstreuender Weise die Motivik des Original Würfels wider. Ein poetischer Moment der Stille und des Schwebens.
Isabelle Copet lebt und arbeitet in Brüssel, Belgien.