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galerie le chiffre |
Agnieszka Majewska |
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Koblenzer Strasse 13-15 |
53173 Bonn |
Deutschland |
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Telefon:
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49228697780 |
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Die Adresse der Ausstellung lautet: GALERIE LE CHIFFRE
Thomas-Mann-Straße 33
Tel.:4922896965348 53111 Bonn
Beschreibung der Ausstellung: Die Galerie le Chiffre präsentiert in der Ausstellung
Bildsprachen neue großformatige und figurative Arbeiten
des Künstlers Ralf Majewska.
Die teils auf transluzider Polyesterfolie, teils auf Leinwand
gemalten Ölbilder thematisieren auf unterschiedliche Arten
das Verhältnis von Bild und Schrift. Auf dieser liegt als ein
wiederkehrendes, aber stets variierendes Bildelement ein
besonderes Augenmerk, da die Bilder der Ausstellung zum
Lesen verschiedener Bildsprachen auffordern.
Comic – Illusion - Realität
Frisch, frech, kraftvoll, raffiniert und sinnlich-komplex, so
lassen die Bilder bei der ersten Begegnung mit den
raumgreifenden Ölbildern beschreiben. Majewska verbindet
in ihnen Ausschnitte aus Comicszenen, fotorealistische
Elemente mit Auszügen aus Skizzen und Bildern
vergangener Epochen. Dass hier an sich Konträres
aufeinander stößt, stört jedoch nicht den Eindruck, dass
sich die einzelnen Szenen dialogisch ineinanderweben und
damit ein authentisches Ganzes vermittelt wird. Der
Künstler entwickelt eine eigene bildnerische Sprache, die
weit über das „leichte Lesen“ eines Comics hinausgeht.
Das Comic bedient sich einer Bildsprache, die sich unter
anderem durch Onomatopetika und besondere Gestaltung
von Farbe und grafischer Symbole auszeichnet. Anders als
in anderen Gattungen, gehören auch Text-, Sprech- und
Denkblasen zum festen Repertoire, sie ergänzen die Bilder
und verleihen ihnen ihren eindeutigen Inhalt. Man mag bei
Comics in der Kunst, und so auch beim Anblick dieser Bilder,
intuitiv an Lichtensteins Comic Strips der 60-er Jahre
denken, aber es findet vielmehr eine Abgrenzung diesen
gegenüber statt. Es dreht sich nicht um eine bestimmte,
vom Künstler allein ausgeübte Kritik, wie die an der
Industriegesellschaft oder dem konsumgeprägten Leben,
sondern mehr um das Angebot von Anknüpfungspunkten,
die zur selbstständigen Rezeption und zu einer eigenen
kritischen Haltung des Betrachters leiten sollen. Hierbei
kommen die anderen Bildelemente ins Spiel, in denen die
Figuren der Comics nicht nur eingebettet sind, sondern mit
denen sie ebenso interagieren.
In Feuerspucker werden zwei Surfer in
Schwarzweißdarstellung eine Reihe aggressionsgeladener,
feuerspeihender Monster in stereotyper Comic-Manier
entgegengesetzt, die sich jedoch von ihnen nicht aus der
Fassung bringen lassen. Das leicht anklingende, jedoch
unverkennbare homoerotische Konnotat der beiden Surfer
ließe sich ohne Weiteres als Auslöser des Gefechts sehen.
Die Debatte um den rechten Männlichkeitsbegriff ist dabei
nur eine Thematik, mit der das Bild aktuelles Zeitgeschehen
weitestgehend kommentarlos aufarbeitet.
Im Diptychon Rüsselsauger wird eine junge Frau, ebenfalls
in Schwarzweißdarstellung, zwischen den Hauptfiguren der
Kinder-TV-Serie Spongebob Schwammkopf positioniert und
auch hier findet eine qualitative Abstufung zwischen der
Frau und Spongebob, sowie seinem Weggefährten Patrick
statt. Diese erscheinen als überdimensionale und
farbensprühende Wesen, deren äußere Form sich ihrer
innerlichen Befindlichkeit anpasst: Ihr hemmungsloser,
nicht zu bremsender Appetit äußert sich in einem maßlosen
Hineinschaufeln ohne Rücksicht auf Benehmen und
Bewahrung jeglicher Geistesgegenwart. Die entsprechende
Lautmalerei SLURP und GLURP entfaltet hierbei die Wirkung
eines überzeichnenden Zusatzes, da Mimik und Gestik der
Figuren an sich keiner weiteren Präzisierung bedürfen.
Hier wird ein allseits bekanntes Phänomen reflektiert: die
simultane Beschäftigung im Alltag angesichts des
technischen Überangebots. Während der Haushalt bewältigt
wird dient der Fernseher zur Aufrechterhaltung mentaler
Anwesenheit und während im Hintergrund Musik aus dem
Internetradio gespielt wird, widmet man sich der Zeitschrift
oder dem Buch. Dass man dabei Vieles tut, aber nichts mit
völliger Hingabe führt schließlich zur einer praktizierten
Oberflächlichkeit, welche wiederum in Gestalt der
Spongebob-Figuren treffend visualisiert wird. Die Figuren
enthalten keine Tiefe, keine Plastizität, keine Modulation,
Farbflächen sind jeweils durch Konturen abgegrenzt und
werden als Einzelteile aneinander gelegt. Es entsteht ein
Bild, das so leicht und schnell zu erfassen ist wie seine
Produktion. Konterkariert wird diese Darstellung durch die
erste Bildebene der fotorealistischen anatomischen
Pflanzenstudien, über der das Spongebob-Comic wie ein
zweites Bild zu schweben scheint. Dass der Malprozess eines
der Illusion verschriebenen Motivs wesentlich mehr
Zuwendung und Zeit benötigt geht mit dem
Schaffensprozess eines bzw. dieses Kunstwerks einher. Das
Kunstwerk fungiert als Mittel der Kompensation und bietet
neben der medialen Überflut des Alltags einen Gegenpol für
konzentrierten Inhalt und geistige Vertiefung.
Zwischen High-Life und Down-to-earth
Selbstverständlich handelt es sich bei den Kompositionen
und bewusste Konstruktionen des Künstlers, in denen
Assoziationen des glamourösen, konsumbedürftigen,
rauschsüchtigen Leben auf nüchtern-objektive Bildelemente
(Pflanzenstudien) treffen.
So auch in LSD. Es existiert ein Bild im Bild, wobei die
zweite Bildebene wie eine durchscheinende Folie über die
erste gelegt ist. Sie zeigt die Abbildung einer einzelnen
Comicszene, in der in ein Closeup eines jungen Pärchen
gezeigt wird. Kommentiert mit I must be dreaming, maybe
someone slipped me a dose of LSD scheint der Mann soeben
der Frau seiner Träume begegnet zu sein und nimmt
sichtlich geschmeichelt ihre Zärtlichkeiten an. Als
Schlüsselszene einer Geschichte ließe sich ohne Weiteres ihr
Ende erahnen, ganz gemäß dem Verlauf eines kitschigen B-
Movies, in der Vorhersehbarkeit programmatisch ausgenutzt
wird. Auch hier entsteht das Paradoxon in Form einer
klaffenden Lücke zwischen der Flachheit einer Comicszene
und ihrer Integration in einem Kunstwerk, das genau das
verhindern und stattdessen eine tieferliegende Wirklichkeit
darstellen will.
Bei dieser Auseinandersetzung lassen sich auch einzelne
inhaltliche Bezüge zur Pop-Art herstellen. Das Alltägliche,
Triviale und Banale in den Medien und im Leben wurde von
Künstlern unterschiedlich rezipiert und ausgedrückt. Immer
wieder thematisiert werden jedoch konkrete Gegenstände,
die in ihrer künstlerischen Form an Plakate oder andere
Werbemittel erinnern. Darin liegt der entscheidene
Unterschied der Bilder Majewskas, da er das Banale
kurzerhand negiert, indem seine „Werbefiguren“ durch
anders geartete Bildelemente aufgewogen werden.
Schrift als Bilderweiterung
Majewskas Schriftelemente sollen an dieser Stelle nur
angeschnitten werden, da die Schrift als Teil des Bildes in
vielen zeitgenössischen Werken vertreten ist, damit stets zu
kontextualisieren ist und folglich einen eigenen
kunsthistorischen Disput darstellt. Man erinnere sich an die
Bedeutung der Schrift in den Werken Cy Twoblys, Basquiats
oder Ralph Ueltzhoeffers und weiß sodann, dass ihre
Komplexität nur im Rahmen ausführlicher Abhandlungen zu
erfassen sind.
In Majewskas Bildern haben die Schriften zunächst einmal
die Eigenschaft die vordergründigste Bildebene
einzunehmen und sich dazu auch meist an zentraler oder
anderer prominenter Stelle zu befinden. Aufgrund dieser
Konstellation scheint die Schrift die Funktion eines (Bild-
)Titels im Sinne einer Überschrift zu übernehmen, doch wird
nicht unmittelbar ersichtlich, wie sich Schriftzug und Bild
zueinander verhalten.
In Nachtisch überzieht der Schriftzug Zum Nachtisch nur
das Feinste die Darstellung eines Pferdes, das sich aufbäumt
und sein Haupt zurückwirft, als wäre es just in diesem
Moment erschreckt worden. In der rechten Bildhälfte wird
dagegen ein Tisch angedeutet auf dessen Platte zwei
Schüsseln in Anspielung auf die Behältnisse des Nachtischs
platziert sind. Obwohl die Schrift in keinem eindeutigen
Bezug zum Bildgeschehen steht, spürt der Betrachter
dennoch eine undefinierbare Spannung zwischen der
dramatischen Positur des Pferdes und der im Gegensatz
dazu stehenden, völlig beiläufigen und irrelevanten
Bemerkung, die ein verstörendes, wenn nicht sogar
komisches Moment hervorruft.
In Affengeiles Dreirad, dessen Titel dem Schriftzug
gleichkommt, komponiert Majewska eine Frau derart, dass
sie einem vermenschlichten Affen auf einem Dreirad
hinterherschaut. Dass sich der Schriftzug auf Höhe der Frau
befindet impliziert, dass sie es ist, die die Aussage von sich
gibt und somit das kindliche Gefährt des Affen kommentiert.
Nur ist verwunderlich, dass es nicht der Luxus-Sportwagen
ist, nach welchem sie ruft. Diese leicht provokante Unlogik
ist in der Lage zu weiteren Gedankengängen zu führen, die
jeder Betrachter individuell entwickelt.
Gezeigt wird, dass die Schrift zu einer Verdichtung des
Bildinhalts führt, sodass der Rezipient in noch größerem
Umfang befähigt wird hervorgerufene Assoziationen mit
seiner Umwelt zu verknüpfen.
Karin Schwettmann
-Kunsthistorikerin- imageries
In this exhibition Galerie le Chiffre presents new large-sized,
figurative arworks by Ralf Majewska. The oil paintings, partly
realised on translucent polyester film, partly on canvas,
focus differently on the relationship between image and
text/writing. Text as a recurring, but always varying
element in the picture, affords special attention as the
artworks contain various imageries which afford mindful
reading.
Comic - illusion - reality
Fresh, powerful, sophisticated and sensually complex, these
are words which can describe the large-scale oil paintings at
the first encounter. Majewska combines excerpts of comic
scenes, photo-realistic elements with parts of sketches and
paintings extracted from passed periods. That in fact
contrary elements interfere with each other does not
distract the impression that the individual scenes result in
an authentic dialogue and thus is mediated as an
appropriate whole. The artist developes his own pictorial
language, which goes far beyond the „easy reading“ of a
comic book.
The comic book uses a visual language that is characterised
by onomatopoeia and a special usage of colour and graphical
icons. Unlike in other genres, text-, speech- and thought
bubbles belong to a regular repertoire, they complement the
images and give them their definite content. It may be that
at the sight of these pictures one intuitively thinks of
Lichtenstein‘s comic strips of the 1960s, but actually
Majewska‘s work distances itself from these. It does not
involve a certain criticsm (e.g. the consumer- or industrial
society), which emerges from the artist, but more a wide
range of links, which should lead to an independent
adaption and a critical attitude of the viewer. According to
this, non-pop-art picture elements have been added in order
to interact with the figures of the comic scenes.
In „Feuerspucker“ (fire-eater) two male surfers in
black/white face of a number of aggressive, fire-spitting
monsters in a stereotypical comic manner. But despite of
the threatening situation the surfers don‘t seem very
impressed. The slight, but unmistakable homoerotic
connotation of the two surfers could be readily seen as the
cause of the „fight“. The debate about the right notion of
masculinity is only one issue with which the image deals
with current affairs.
In the diptych „Rüsselsauger“ (trunk sucker) a young
woman is positioned, also in black/white display, amidst of
the main characters of the children‘s TV series Spongebob
Squarepants: Spongebob and Patrick. They appear as
oversized and richly coloured creatures whose outer shape
reflects their inner state. Their unbridled appetite is
reflected in an immoderate binge without regarding any
proper behaviour. The corresponding onomatopoeia SLURP
and GLURP unfold the effect of being an unnecessary
addition, because facial expressions and gestures do not
require any further clarification.
Here a well-known phenomenon is shown: the
simultaneous management of everyday life with regard to
technical oversupply. During householding TV is used to
maintain mental presence and while listening to music from
the radio one is reading a magazine or a book. The fact that
many things are done at once but nothing actually with an
absolute devotion leads to a practiced superficiality, which
again is suitably visualized by the Spongebob characters.
The figures do not contain any depth, plasticity or
modulation and colour fields are delimited by contours and
defined as individual parts put together. It creates an image
that is as quickly to absorb as its production. This image is
thwarted by the first image plane showing photo-realistic
anatomical studies of plants, on which the Spongebob comic
seems to hover as a second image. It is inevitable that the
process of painting an illusionistic motif affords much more
attention and time just like the creation of an artwork. The
artwork in this sense serves as a mean of compensation
and, in addition to medial overrun, provides a counterweight
for concentrated content and spiritual immersion.
Between High Life and down to earth
Of course the compositions are conscious constructions of
the artist where associations of the glamorous, ecstatic life
meet sober-objective elements (botanical studies).
So to see in „LSD“. There is a picture-in-picture situation,
with the second image plane as a translucent foil laid over
the first plane. It shows the image of a single comic scene
with a closeup of a young couple, commented with: I must
be dreaming, maybe someone slipped me a dose of LSD.
The man has probably just met the woman of his dreams
and is obviously flattered by her caresses. As a key scene in
a story, its end can be easily divined according to the plot of
a cheesy b-movie, in which predictability is used
programmatically. Here the paradox arises in the form of a
yawning gap between the flatness of a comic scene and its
integration into a work of art that wants to prevent exactly
this, and therefor brings up profound realities.
This confrontation also includes single substantive
references to Pop Art. The banal and trivial in the given
culture and in life was captured and expressed differently.
However, Pop Art often dealt with concrete objects which
were reminiscent of posters or other advertising media.
Therein lies the decisive difference between the Majewska‘s
images as he promptly negates the banal by outweighing
his „advertising figures“ who relate to other pictorial
elements of different kinds.
Scripture as an image enhancement
At this point the written elements in Majewska‘s artworks
should be only introduced shortly because scripture as part
of the image is represented in many contemporary works,
which means that the subject always needs to be
contextualised. One should be reminded of the meaning of
scripture in the works of Cy Twobly, Basquiat or Ralph
Ueltzhoeffer and is aware of their complexity which can be
only understood within detailed treatises.
Majewska‘s scriptures are characteristic for being placed in
the primarily image plane in a central or another prominent
position. Due to this constellation, the scripture seems to
function as a headline but it is not apparent how the images
relates to it.
In „Nachtisch“ (dessert) the scripture Zum Nachtisch nur
das Beste (only the best for dessert) covers the image of a
horse, which rears up and throws back his head as if it was
instantly shocked by something. In contrast to this, the
right half of the picture indicates a table with two bowls
referring to the container of the dessert. Although the
writing is not clearly linked to the action depicted, the
viewer, however, feels an indefinable tension between the
dramatic posture of the horse and the incidental and
irrelevant remark, causing an unsettling, if not even funny
moment.
In „Affengeiles Dreirad“ (wicked tricycle), the title equals
the scripture. Here Majewska pictures a woman who looks
after a humanised monkey on a tricycle. That the writing is
positioned on the height of the woman‘s head implies that
she is the one commenting on the vehicle. The only
surprising thing about it is that it is not the luxury sports
car, after which she calls. This slightly provocative illogic is
able to lead to further lines of thoughts, which each viewer
develops individually. It is shown that scripture condenses
the image content so that the recipient is capable of linking
even more associations to his environment.
Karin Schwettmann
-Art Historian-
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