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Die Adresse der Ausstellung lautet: kunstraum t27
Thomasstr. 27
Tel.:03056821964 12053 Berlin
Beschreibung der Ausstellung: Kunst als Segen
Helen Acosta • Ervil Jovković • Jörg Lange • Hildegard Skowasch •
Matthias Schamp • Stoll & Wachall
27. Juni bis 26. Juli 2015 Â
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag von 15.00 bis 19.00 Uhr
Freitag, 26. Juni 2015, 19.00 Uhr
Vernissage und Start der Kunstlotterie
Sonntag, 27. Juli 2014, 19.30 Uhr
Finissage mit Künster_innengespräch und Auslosung der Kunstlotterie
Kunst als Segen – eine Ausstellung im Rahmen des Kunst- und Kulturfestivals „48 Stunden Neukölln“ (S.O.S. Kunst rettet die Welt)
Bei all den Bestimmungen um das Wort "Retten" kann man nicht umhin, an existentielle Grunderfahrungen wie Verletzbarkeit und Heilung oder auch an Erlösung zu denken. So ist auch der Segen ein religiöses Ritual, durch das man Anteil an göttlicher Kraft – welche auch immer – erlangen kann. Kreuzzeichen, Handauflegen sowie Besprengen mit Weihwasser sind bekannte Formen im Christentum, mit denen auch die Künstler der Ausstellung arbeiten. Aber was kann ein religiöses Symbol sein, wenn es in einem künstlerischen Kontext verwendet wird? Religiöse Zeichenvorräte werden von zeitgenössischen Künstlern in ihre säkulare Sprache übersetzt und damit wird auch das religiöse Fundament unserer Kultur reflektiert. Vermehrt gibt es Tendenzen, Kunst mit spiritueller Kraft aufzuladen. Man denke nur an die jüngste Performance "512 Hours" von Marina Abramovic, bei der die Betrachter in einem leeren Raum mit der Künstlerin in quasi religiöser Konzentration und Versenkung gelangen sollen. Sinn und Segen wird gesucht, wird er auch in der Kunst gefunden? Das geschieht sicherlich nicht, wenn die Kunst auf einen Sockel gehoben wird, auf dem sie über jede Kritik und Reflexion erhaben ist. Sie sollte vielmehr Erfahrungsmöglichkeiten und Urteilsfindungen ermöglichen.
Helen Acosta präsentiert eine Segnungsmaschine bzw. Benediktiergerät „für jeden Haushalt“ Mit Hilfe eines Knopfes wird ein Mechanismus ausgelöst, der von innen einen weißen Lichtstrahl in Form eines Kreuzes – erst von oben nach unten, dann von links nach rechts – auf die Stirn des Benutzers wirft und ihn dadurch segnet. Hintergrund dieser Erfindung ist ein Brauch aus ihrer Heimat Gran Canaria: Dort werden Menschen zum Schutz gesegnet und mit Kraft ausgestattet, bevor sie aus dem Haus gehen.
Ervil Jovković verwendet in seiner Serie YAD (hebräisch: Hand) Handsymbole aus dem muslimischen, dem christlichen und dem jüdischen Volksglauben. Jeder dieser drei Buchreligionen widmet er eine Zeile von zehn Polaroids in seiner dreireihigen Bildserie. Einige dieser (original) Polaroids überarbeitet er mit dem Siebdruckverfahren. Dabei greift er Symbole der muslimischen Hamsa (arabisch: fünf), der mano poderosa (spanisch: mächtige Hand) aus dem christlichen Mexiko sowie der Hand der Mirjam aus dem Judentum auf. So verschränken sich Symbol und konkretes Abbild, modernes und traditionelles Bildgebungsverfahren, Unikat und Multiple. Die Polaroids werden zu individuellen Schutzkärtchen, ähnlich den Heiligen- bzw. Segenskärtchen des Volksglaubens.
In der Arbeit SPEICHER macht er das dokumentarische Foto eines Weihwassertanks der Gebetsstätte „Maria zum Sieg“ in Wigratzbad zum Szenenbild seiner Installation. Dem Beobachter führt es so die reale Wirkmacht vor Augen, die ein solcher spiritueller Ort für seine Anhänger haben kann, auch wenn der Außenstehende ihn als Skurrilität wahrnimmt.
Jörg Lange wurde von einem Aphorismus des Hippokrates inspiriert: Während der Ausstellungszeit lässt er zwei Gebetskerzen „konkurrierend“ abbrennen. Auf der einen steht in goldenen Lettern VITA BREVIS (das Leben ist kurz), auf der anderen ARS LONGA (die Kunst ist lang). Es wird sich zeigen, welche der beiden Maxime sich brennend bestätigt oder sich vor der anderen in Rauch auflöst.
Hildegard Skowasch zeigt Schrift-Bilder aus farbig glasierter Keramik. Als Quelle dienen ihr bekannte Phrasen und Wortsequenzen, auf welche sie in besonderer Weise aufmerksam machen möchte. Die in der Ausstellung inszenierte Zusammenstellung zweier Gebetsformeln lässt den hintersinnigen Witz der Künstlerin erkennen.
Matthias Schamp greift in einer Besucheraktion das Phänomen des "Selfies“ auf und überspitzt dieses in seinem Angebot der Selbstheiligung: Die Besucher können sich selbst vor einem goldenen Heiligenschein fotografieren. Sein Kunstwerk (aus goldgelb frittierten Pommes) dient nicht mehr der Betrachtung sondern als Hintergrund zur Selbstinszenierung.
Das Künstlerduo Stoll & Wachall reflektiert in poetisch experimenteller Bildsprache
die Frage nach der Identität des Menschen in einer übermedialisierten Gesellschaft. In der Videoinstallation "WELTSCHMERZ made in Germany"  inszenieren sich die Künstlerinnen als Dienstleisterinnen für das verloren gehende Gefühl des Weltschmerzes, welches von der Last des Irdischen und der damit einhergehenden Erlösungssehnsucht geprägt ist.
Kuratiert von Susann Kramer und René Moritz
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Kunstverein Neukölln
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