Die Adresse der Ausstellung lautet: Thomas Rehbein Galerie
Aachener Straße 5
Tel.:+49 221 310 1000 50674 Köln
Beschreibung der Ausstellung: Anna Lena Grau geht es nicht um Eindeutigkeit. Ihre Arbeiten beeindrucken durch die Weite des Assoziationsraums den sie eröffnen. In ihren Arbeiten verbinden, schichten und überlagern sich mehrere Bedeutungsebenen zu einer Reflexion über die Wahrnehmung und machen die Vielschichtigkeit und Ambivalenz der Dinge sichtbar. In diesem Bedeutungsgeflecht wird der Blick immer wieder auf neue Oberflächen gelenkt, so dass sich die Vorstellung für den eigentlichen Gegenstand auflöst und die Komplexität der eigenen Wahrnehmung erfahrbar wird.
Anna Lena Grau’s Arbeiten fordern dazu auf, Irritationen über das Geläufige zuzulassen. Es sind Momente, das Flüchtige, die flatterhaften Ränder alles Dinghaften, die sie in ihren Arbeiten zu konservieren versucht. Jede Arbeit beruht auf dem Hintergrund einer genauen Wahrnehmung eines Gegenstands und einer gewissenhaften Untersuchung aus verschiedenen Richtungen. Ihr Ansatz ist jedoch kein Konzeptueller. Es ist ein offenes, experimentelles Vorgehen, das eine Pluralität der Sichtweisen auf ein und dieselbe Sache zulässt.
Gleichzeitig reflektieren ihre Arbeiten den Prozess der Formwerdung. Zwischenstadien, Übergänge, Wandlungen manifestieren sich im jeweils gewählten Material. Die Künstlerin arbeitet im Spannungsfeld zwischen Kontrolle und Entstehenlassen, wobei sie stets auf den Faktor des Zufalls zurückgreift, um Prozesse in Gang zu setzten und bestimmte Effekte zu provozieren.
Variantenreich schwingen weiße Gipsbinden im Inneren einzelner Würfel einer statischen Gitter-konstruktion in verschiedene Richtungen. Nacheinander wurden sie noch im nassen Zustand locker in die einzelnen Segmente eingehängt, wobei die geometrische Skulptur jeweils nach dem Aushärten einer Gipsbinde auf eine andere Standfläche gedreht wurde. So gelingt es Anna Lena Grau, gleichsam verschiedene Momentaufnahmen der Schwerkraft einzufangen. Die Gitterkonstruktion ist Sol LeWitt’s Open Geometric Structure 2-2,1-1 (1991) entlehnt, welche hier eine Umfunktionierung in eine Open Gravity Structure erfährt.
In den Serien der Phönix- und Zirkelzeichnungen nimmt die Künstlerin nur zu Beginn Einfluss. Nach Anfertigung einer Tintenzeichnung trägt sie anschließend Wasser auf das Bild auf, so dass die Farben ver- bzw. ineinander laufen. Durch diesen unkontrollierbaren Faktor entstehenden Strukturen, die unterschiedliche Effekte mit verschiedenen Bildwirkungen erzeugen.
Ihre jüngste Arbeit Weltenschale zeigt ein kreisrundes Faltengebilde, das sich aus einzelnen Abgussfragmenten einer verlorenen Form zusammensetzt. Die runde, opulente, plastische Form weckt unmittelbar Assoziationen an dekorative Stuckarbeiten. Obschon die Abgussfragmente auf eine gleiche Herstellungsweise verweisen, lassen die tiefen Furchen und Auswölbungen andererseits an eine natürliche Abtragung von Gestein durch Wasser denken. Tiefe Schluchten ziehen sich durch freigelegtes Gebirge. Oder sind es Wellenberge, die das Objekt bewegt erscheinen lassen als könne sich sein Verformungsprozess beständig fortsetzten?